Kreislaufwirtschaft in der Logistik | DHL Freight (2024)

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Circularity, auch Circular Economy oder auf Deutsch Kreislaufwirtschaft genannt, ist ein zentraler Ansatz für nachhaltiges Wirtschaften. Dabei geht es darum, Abfall und Umweltbelastungen zu vermeiden, indem der gesamte Lebenszyklus eines Produktes im Voraus bedacht und Produkte auf Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit ausgelegt werden. Die Logistik ist die Schlüsselbranche für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Infobox

Das Wichtigste in Kürze

In der Kreislaufwirtschaft werden Produkte (im Gegensatz zur linearen Wirtschaft) nach Gebrauch nicht als Abfall entsorgt, sondern in einen neuen Lebenszyklus überführt. Die fünf Schlüsselbegriffe der Kreislaufwirtschaft sind:

  • Reduzieren
  • Reparieren
  • Weiterverkaufen
  • Recyceln
  • Aufbereiten

(Im Englischen sind das die „5 Rs“: Reduce, Repair, Resell, Refurbish, Recycle.)

Circularity und deren Bedeutung für die Logistik

Die Logistik spielt bei der Entwicklung und Umsetzung von Kreislauflösungen eine entscheidende Rolle. Lineare Lieferketten müssen in der Kreislaufwirtschaft zu Lieferkreisläufen werden. Die Reverse Logistik (Rückführungslogistik) ist dabei derjenige Teil der Lieferkette, der in Zukunft eine größere Rolle spielen wird.

Kreislaufwirtschaft in der Zusammenfassung

Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass Produkte nach ihrem Gebrauch oder ihrer Nutzung weiterverwendet und in eine neue Wertschöpfungskette eingebracht werden. Sie werden zum Beispiel repariert, gebraucht weiterverkauft, aufbereitet, umgenutzt oder recycelt. Dazu müssen Produkte – egal ob Unterhaltungselektronik oder Immobilien – so entwickelt werden, dass sie sich leicht wiederverwenden oder gut recyceln lassen.

Kreislaufwirtschaft statt linearer Wirtschaft

Ein linearer Produktprozess ist typischerweise so gestaltet: Produktion, Erwerb, Nutzung, Entsorgung und Ersatz durch ein neues Produkt. Die lineare Wirtschaft ist in der Mode- und Unterhaltungsindustrie besonders ausgeprägt.

Eine Wiederverwertung in einem Kreislauf bedeutet stattdessen, dass weniger Rohstoffe benötigt werden, weniger Schadstoffemissionen und weniger ungenutzter Abfall entstehen.

Aus Perspektive der Nachhaltigkeit ist die lineare Wirtschaft ein Auslaufmodell, demgegenüber die Circularity ein enormes Potenzial für die Umwelt birgt. Bis zu 80 % der Emissionen eines durchschnittlichen Mode- oder Unterhaltungselektronikartikels entstehen während der Produktion. Das macht es so wichtig, die Produktlebensdauer so weit wie möglich zu verlängern: durch langlebigere Produkte und durch effektive Kreislaufwirtschaft.

Kreislaufwirtschaft ist Werterhaltungswirtschaft

Kreislaufwirtschaft bedeutet gleichzeitig Werterhaltungswirtschaft. Die 5 Rs bieten die entscheidenden Dimensionen, um Zirkularität zu erreichen, indem:

  • der Einsatz von Neumaterialien in der Produktion reduziert wird,
  • Produkte repariert werden, um ihre erste Lebensdauer zu verlängern,
  • ältere Produkte aufgearbeitet werden, um sie wieder auf den Markt zu bringen,
  • Produkte an neue Besitzerinnen und Besitzer weiterverkauft werden und
  • Produkte am Ende ihrer Lebensdauer zu Materialien für die Neuproduktion recycelt werden.

Insbesondere wenn man Produkten ein zweites Leben gibt, kann man die Emissionen pro Produkt um 55 bis 75 % senken (verglichen mit der Herstellung eines neuen Produkts aus Neumaterialien). Der Übergang von linear nach zirkulär kann nur gelingen mit:

  • Innovationen bei Materialien, Produkten und Verpackungen
  • intelligenten Produktions- und Nutzungskonzepten
  • optimierter Produktrücknahme und Recycling

Was die Kreislaufwirtschaft anders machen muss

Wenn es gelingt, die Produktion zu optimieren, neue Produktnutzungsmodelle zu entwickeln und neue Recyclinglösungen für Altprodukte zu finden, kann der ganzheitliche Ansatz der Kreislaufwirtschaft die einseitig linearen Lieferketten in zirkuläre Versorgungskreisläufe verwandeln.

Die Kreislaufwirtschaft muss dazu das Produktdesign neu denken und die heute hergestellten, verkauften und verwendeten Waren in die Rohstoffe von morgen verwandeln.

Eine solche Zirkularität ist noch ein Ideal, dem einige Branchen näher gekommen sind als andere. Besonders die ressourcenintensiven Branchen mit komplexen Lieferketten wie Mode und Unterhaltungselektronik müssen mehr Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft machen, um ihr großes ungenutztes Nachhaltigkeitspotenzial auszuschöpfen.

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Wie die einzelnen Wirtschaftszweige zur Kreislaufwirtschaft beitragen

Erzeuger

Die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten (insbesondere Kleidung und Unterhaltungselektronik) sowie ihre potenzielle Rückführbarkeit in den Produktionszyklus nach der Erstnutzung sind für die Hersteller die Haupthebel, um Rohstoffe und Treibhausgasemissionen in der Kreislaufwirtschaft einzusparen. Je seltener ein Produkt ersetzt werden muss und je besser es wiederverwertet werden kann, desto weniger neue Produktionsmittel sind erforderlich. Für Produzenten bedeutet das auch, dass der Werterhalt durch Service oder Reparatur in der Wertschöpfung einen größeren Stellenwert einnehmen muss als bisher.

Verbraucher

Ohne Nachfrage geht es nicht. Deshalb ist zirkuläres Verbraucherverhalten genauso wichtig wie eine auf Wiederverwertung ausgelegte Produktionsweise. Aber auch wenn Umfragen einen wachsenden Trend zu nachhaltigen Produkten erkennen lassen, gibt es eine Diskrepanz zwischen theoretischer Kaufbereitschaft und tatsächlichem Verbraucherverhalten. Um diese Lücke zu überbrücken, muss es attraktive Verbraucheranreize ebenso geben wie ein regulatorisches Umfeld, das lange Lebenszyklen durch Reparaturen und Wiederverwertung begünstigt.

Logistik

Keine Kreislaufwirtschaft ohne innovative Logistiklösungen. Die erste Voraussetzung für ein erfolgreiches Kreislaufsystem ist der Aufbau einer intelligenten Lieferkette, welche die Kreislaufströme der 5 Rs optimal einbezieht. Das erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Anbietern von Neuwaren und Marktteilnehmern aus dem Bereich Abfall- und Recyclingwirtschaft. Bestehende Geschäftsfelder im Bereich Reverse Logistik müssen ausgebaut und neue entwickelt werden. Insgesamt muss die Logistikbranche die globalen und lokalen Veränderungen in der Lieferkette, die die Zirkularität mit sich bringen wird, vorhersehen und sich darauf vorbereiten. Dann lassen sich auch die zusätzlichen Möglichkeiten der Wertschöpfung nutzen.

Chancen und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft

Die Verlängerung der Lebensdauer eines Produktes und die effiziente Wiederverwendung von Rohstoffen und Produkten sparen Emissionen ein, die bei der Herstellung eines vergleichbaren Neuproduktes entstanden wären. Die Nachhaltigkeitspotenziale der Kreislaufwirtschaft sind deshalb enorm: Mit keinem anderen Ansatz zur Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette lassen sich Umweltbelastungen so effektiv und kostengünstig reduzieren wie mit Kreislaufprodukten und -prozessen. Darüber hinaus fördert Kreislaufwirtschaft Innovationen in vielen unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen und dadurch nachhaltiges Wachstum.

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Zuvor müssen jedoch noch einige Probleme gelöst werden:

  1. Die meisten Produkte sind derzeit nicht für Wiederverwendung und Recycling konzipiert. Dies schränkt ihre Eignung für die Kreislaufwirtschaft ein. Produkte müssen von Anfang an kreislauffähig gestaltet werden.
  2. Die Bereitschaft der Endverbraucher, ihren Lebensstil zu ändern und sich aktiv an der Kreislaufwirtschaft zu beteiligen, muss erhöht werden.
  3. Die Transparenz von Produkten und ihren Bestandteilen ist entscheidend für die Wiederverwendung von Abfällen als Rohstoffe. Die Datenlage selbst und der Datenaustausch zwischen den Akteuren müssen verbessert werden, um Kreisläufe über Lieferketten hinweg zu schließen.
  4. Technologien für die Abfallerfassung und das werkstoffliche Recycling müssen technisch weiterentwickelt werden.
  5. Intelligente, erschwingliche und bequeme Rücknahmelösungen müssen überall verfügbar sein, damit Recycling günstiger ist als die Verwendung von Primärrohstoffen.

Kreislaufwirtschaft und die Zukunft der Logistik

Mit der Kreislaufwirtschaft wächst die Bedeutung der Reverse Logistik, also konkret die Organisation von Waren- und Informationsflüssen entgegengesetzt der eigentlichen Lieferkette. So wird die lineare Lieferkette zu einem Lieferkreis, dessen Hauptzweck Werterhalt und Wiederverwertung ist.

Damit ist ein logistisches Wachstumspotenzial verbunden: Was an linearen Ketten nach der Neuproduktion wegfällt, wird durch den Reverse-, Refurbish- oder Resell-Markt kompensiert. Die reine Rückhollogistik im Sinne eines einfachen Retourenmanagements bedarf dafür einer Differenzierung, indem Instanzen wie Reparatur, Recycling und Weiterverkauf in die zirkuläre Lieferkette integriert werden.

Logistikdienstleister können in der Kreislaufwirtschaft viele Betätigungsfelder neu besetzen und sich ihren Partnern als Lösungsanbieter für Reparatur-, Aufarbeitungs- oder Verwertungsprozesse präsentieren. Die Kreislaufwirtschaft erfordert ein erweitertes Netzwerk an Partnerschaften, auf das sich die Logistikakteure einstellen müssen.

Alle sind gefordert – aber die Logistik ist das Rückgrat

Der erfolgreiche Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist eine gemeinsame Verantwortung und Anstrengung aller Beteiligten: Produzenten, Dienstleister, Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie politisch Entscheidungstragende. Die Logistik ist jedoch das natürliche Rückgrat der Kreislaufwirtschaft.

Die Kreislaufwirtschaft verändert die Art und Weise, wie Materialien und Produkte bewegt werden – von einer geraden Linie hin zu einem regenerativen Kreislauf. Das effiziente Management von Warenflüssen ist das, worum es in der Logistik geht. Wir bei DHL Freight freuen uns auf die Partnerschaft mit den Stakeholdern der Kreislaufwirtschaft, indem wir für die neuen physischen Flüsse und für die Datenflüsse innerhalb des Versorgungskreislaufs den Weg bereiten.

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Author: Jerrold Considine

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